Es ist jetzt bald 36 Jahr her, dass ich meine erste Ausgabe des „Daodejing“ (frühere Schreibweise: Tao Te King) von Laozi (frühere Schreibweise Laotse) in den Händen hatte.
Mein erster Lehrer im Taijiquan hat auf die Frage, ob es nicht Literatur zu dieser „Meditation in Bewegung“ gäbe, auf das kleine Büchlein mit seinen 81 Versen verwiesen. Von der damals gebräuchlichen Übersetzung von Richard Wilhelm war mein Herz sofort fasziniert, obwohl mein Geist wenig verstand….
Inzwischen habe ich mindestens fünf verschiedene Übersetzungen gelesen, dazu unzählige Kommentare und Erläuterungen, sowohl aus sinologischer, als auch philosophischer oder kulturhistorischer Richtung. Jeder einzelne Vers ist es wert, besonders angeschaut und interpretiert zu werden. Besonders interessant waren für mich immer Deutungsansätze von „Anwendern“ des Daoismus, also von Meister/innen und Lehrer/innen des Taijiquan und Qigong.
Auch in meinem Unterricht versuche ich hier und da meine eigenen Erfahrungen damit weiterzugeben. Zum Beispiel in Seminaren wie: „Das Dao in den Übungen suchen“. Die Verbindung zwischen Bewegung – Meditation – Philosophie regt mich seit langem zum Suchen und Erforschen an.
Ich möchte nun mein Laozi Projekt starten, das folgendermaßen aussieht:
Jeden Monat versende ich zwei bis drei pdf Dateien, die jeweils einen schön gestalteten Vers, teilweise mit unterschiedlichen Übersetzungen, mit ausführlicher Kommentierung und soweit möglich, mit Hinweisen zu unserer Übungspraxis enthalten. Das Projekt ist auf drei Jahre angelegt, so dass ihr am Ende dieser Zeit alle 81 Verse bekommen habt. Vielleicht sammelt ihr sie einem virtuellen Ordner und macht eigene Notizen dazu. Einmal jährlich gibt es die Möglichkeit, via Zoom an einem Austausch zu den Texten teilzunehmen.
Das Suchen, Forschen, Lesen, Sortieren, Schreiben, Gestalten dazu wird viel Zeit in Anspruch nehmen, deshalb kann ich es leider nicht kostenlos anbieten.
So gibt es das Laozi-Abo: die Jahresgebühr beträgt 50 Euro, jeweils zu Beginn eines Laozi-Jahres zahlbar. Das Abo kann am Ende eines Jahres gekündigt werden. Beginn ist im August 2021, das Projekt endet am 31.08.24!
Was könnte interessant daran sein, sich mit einem rund 2400 Jahre altem Werk zu beschäftigen?
Das Daodejing gehört zur Weltliteratur, ist das, nach der Bibel, am häufigsten übersetzte Buch und doch geht die darin enthaltene Weisheit allmählich verloren. Es hat über viele Generationen und Länder hinweg Menschen fasziniert und lässt die Möglichkeit, Unterschiedliches in ihm zu entdecken, offen. Doch hat das nichts mit Beliebigkeit zu tun, sondern gibt die Chance, Vieldeutigkeit (Ambiguität) auszuhalten und Differenz zuzulassen – eine Fähigkeit, die wir in dieser, immer komplexeren, Welt gut gebrauchen können.
Wie kann es sein, dass diesem kleinen Büchlein die Fähigkeit innewohnt, auf geradezu mystische Weise (Viktor Kalinke), die Antworten zu geben, die wir gerade suchen? Was können wir aus seiner Handlungsmaxime „Nicht-Tun“ lernen – für unseren Übungsweg, für unseren Alltag? Wo gibt es Bezüge zur christlichen, bzw. buddhistischen Mystik? Wie können wir uns, jede und jeder auf seine ganz persönliche Weise inspirieren lassen?
Inzwischen ist das Projekt mit großem Anklang gestartet – es ist aber möglich, jederzeit noch einzusteigen!
Das Bild zeigt eine traditionelle Tuschezeichnung, Laozi auf einem Wasserbüffel nach Westen reitend – er hatte genug von der korrupten Gesellschaft und wollte sich endgültig zurückziehen, als er von einem Grenzwächter gebeten wurde, seine Weisheit darzulegen – so ist der Legende nach das Daodejing entstanden…..