Immer wieder bekomme ich Fragen zu bestimmten Stellen in Qigong Büchern, in denen vor Gefahren beim Üben gewarnt wird. Oft liest man dort, es sei „gefährlich“ bei Gewitter, bei Fieber, während der Menstruation oder sonstigen anderen Umständen zu üben. Außerdem sei es sehr schädlich, während des Stillen Qigong durch z.B. Telefonklingeln gestört zu werden oder in unguter Atmosphäre bzw. von anderen Menschen könnte uns Qi „geraubt“ werden.
Solchen Warnungen stehen in Büchern, damit die Autoren sich absichern und weil eine wirkliche Vermittlung des Weges durch Bücher nie möglich sein wird.
Auf dem Weg des Dao lernen wir unsere Lebensenergie zu verstehen und sie zu regulieren, auch in Verbindung zum kosmischen Qi. Was wir dabei in Kauf nehmen müssen, ist die Aufgabe von Kontrolle, denn das Qi entfaltet sich am besten in einem offenen Raum, ungestört von zu vielen Erwartungen und Wollen.
Das, was uns dabei am meisten beeinträchtigen kann, ja sogar eine Weiterentwicklung auf dem Weg unmöglich machen kann, sind Angst und Sorge, die durch solche Verunsicherungen entstehen können. Angst blockiert uns auch körperlich und die Vorstellung von bestimmten Übungszielen löst Erwartungen aus, die wir dann krampfhaft zu erreichen versuchen. Dadurch geht die Offenheit verloren, in der das Qi sich absichtslos und frei entfalten kann.
Zuversicht, die immer mit Hoffnung und Vertrauen zusammenhängt, fördert hingegen unseren Übungsweg. Nicht immer haben wir diese innere Einstellung und auch ich war in den letzten Wochen immer wieder voller Sorge, ob der Fuß sich wieder wirklich regeneriert.
Vor einer Woche habe ich dann angefangen, anfangs noch trotz Schmerzen, wieder bewegtes Qigong zu üben und das verwurzelt Stehen und die Bewegungen aus der Mitte heraus taten sehr gut.
Noch geht nicht jede Gewichtsverlagerung, aber die Zuversicht ist wieder da.
In dieser Zeit ist mir ein wunderbares Zitat des 2011 verstorbenen tschechischen Dramatikers und Menschenrechtlers Václav Havel eingefallen, das gerne mit euch teilen möchte:
Hoffnung
Hoffnung ist nicht die Überzeugung,
dass etwas gut ausgeht,
sondern die Gewissheit,
dass etwas Sinn hat,
egal wie es ausgeht.
Václav Havel